Jeder im Dorf nennt sie Mutter H. Was so viel bedeutet wie: Sie ist eine Institution. Und Mutter H. hat heute Geburtstag. Sie wird stolze 86 in diesem Jahr. Grund genug ihr endlich mal einen Besuch abzustatten. Pastorenehrensache. Das stattliche Gehöft in rotem Backstein liegt auf weiter Flur. Mit den Wirtschaftsräumen direkt dahinter. Zwei Säulen säumen die Paradetür am Eingang zur Straße. Wer Mutter H. vertraut ist, darf aber über den Hof herein kommen. Gewissermaßen hinten herum. Ich weiß diesen Ritterschlag zu schätzen. Mutter H. hatte extra noch einmal angerufen tags zuvor, um mir zu bedeuten, wo ich läuten muss.
Die Einladung zur Kaffeestunde gilt. Ich werde schon erwartet. Ich bin pünktlich. Mein Glück. So werde ich freundlich geleitet. An der Stallung vorbei, durch die Wirtschaftsküche, in die Kochküche. Terrazzoboden. Alles pikobello. Eine Stufe. Noch eine Stufe. Hier ist es schön warm. Holzofenwärme. Es duftet nach Kaffee. Die Baiser-Teile, eine Dithmarscher Spezialität, groß wie Untertassen, warten schon darauf, in die gute Stube hinein getragen zu werden. Alles in dieser Küche scheint an seinem Platz zu sein.
Nur, was ist das? Vor dem Backofen liegt ein grünes Samtkissen auf der Erde. Gesmokt. Mit Brokatspitze drum herum. Mich wundert es. Frage aber nicht. Mutter H. ruft in die Diele: „Elli?“ – „E l l i !“ Da kommt sie hereinspaziert. Die kleine Dame. Schwarzes Fell. Kringelschwänzchen. Lackiertes Näschen. Sie macht es sich bequem auf ihrem Brokatkissen. Ich staune nicht schlecht. „Elli, häst du Pischi moakt?“ klingt es zärtlich aus Mutter H.s Mund.
Ich habe wirklich schon einige Möpse kennen gelernt. Aber Elli ist für mich der einzige Mops, der Platt versteht.
Foto: mit freundlicher Genehmigung von MOO Deutschland http://bit.ly/1e5297o
